Breakfast goes Braunschweig: Fräulein Wunder

2017-03-04-11-45-17

Wie einigen von euch vielleicht bekannt ist, verbringen der Professor und ich nicht jedes Wochenende in Berlin. Manchmal sind wir auch in Braunschweig anzutreffen (schon allein deshalb, weil wir dort eine fabelhafte Küche haben). Da allerdings Frühstück in Braunschweig ein schwieriges Thema ist, was unter anderem auch damit zu tun hat, dass es dort nach 13 Uhr keins mehr gibt (auch sonntags!), es vor unserer Haustür einen Bäcker gibt, der sensationelle Brötchen backt und wir die besagte fabelhafte Küche haben, gehen wir in Braunschweig sehr selten frühstücken.

Neulich jedoch las ich im Internet über ein Café in Braunschweig, dessen Stil und Frühstück als berlinisch angepriesen wurden: Das Fräulein Wunder. Allerdings gibt es auch hier die nicht sehr berlinische Einschränkung: Frühstück nur bis 13 Uhr. Diese wird aber etwas dadurch gemildert, dass Eierspeisen und Pancakes bis 17.30Uhr erhältlich sind.

Nun, an diesem Samstag waren wir schon zu relativ früher Stunde wach, da wir noch einige Erledigungen tätigen wollten. Daher der Entschluss: Das berlinische Flair in Braunschweig muss getestet werden. Wir nutzten den herrlichen Frühlingsmorgen zu einem halbstündigen Spaziergang und erreichten hungrig und frohen Mutes unser Ziel.

Dort fanden wir auch ein gemütliches Plätzchen, ganz berlingerecht in Retrosesseln der 50er. Und schau an, die Karte klemmte auch stilecht auf einem Klemmbrett. Heureka, wir haben ein Hipster-Café in Braunschweig gefunden!

Die Limetten-Basilikum-Hipster-Limonade haben wir natürlich auch probiert. Ehrensache! Sie war auch angenehm erfrischend, nicht zu süß, genau richtig für diesen Tag, an der Frühling schon ganz sachte sein blaues Bändchen flattern ließ.

Der Rest der Karte wirkte auch sehr appetitlich. Nach einigem Hin-und-her-überlegen entschied sich der Professor für einen Strammen Max und eine Portion Pancakes mit Himbeerquark und ich mich für das große gemischte Frühstück. Das bestand aus einem gemischten Käse-Wurst-und Marmeladefrühstück mit einem gekochten Ei, Kräuterquark, Obstsalat und einer Portion Pancakes mit Ahornsirup. Man konnte auch aus einer Auswahl von Scones, Vollkornkrusti und Bagel zwei Sachen auswählen. Dazu gab es noch eine Scheibe Vollkornbrot. Ich hatte Hunger! Man erinnere sich, wir waren schon 30 min. gelaufen! Und ja, ich habe alles geschafft. Es war eine Herausforderung, die ich gemeistert habe. Im Gegensatz zum Professor, der beim letzten Pancake schlapp machte.

Das Frühstück selbst war reichhaltig und lecker. Die Pancakes waren richtige Pancakes und als solche schön fluffig. Ein winziger Kritikpunkt wäre, dass die Scones mehr die Konsistenz und das Aussehen eines Biscuits haben, da bin ich als Liebhaber der britisch-amerikanischen Backkunst doch etwas genau. Was dem Geschmack aber nicht geschadet hat, es waren sehr leckere Biscuits. Das Vollkornkrusti allerdings war nicht wirklich Vollkorn und leider auch nicht knusprig. Es schmeckte gut, ich hatte nur etwas anderes erwartet, eben ein knuspriges Vollkornbrötchen. Wie gesagt wir sind in Braunschwig was Brötchen angeht, etwas verwöhnt. Alles in allem sind dies aber höchstens Abzüge in der B-Note.

Nun zum Berliner Flair. Ich würde sagen, für Braunschweig gut umgesetzt. In Berlin wäre es vermutlich etwas zu neu und gradlinig für den shabby chic, etwas zu verspielt für den Minimalismus und vielleicht etwas zu shabby für den Mädchenlook. Aber es passt zu Braunschweig, wo das Publikum eben nicht aus  gelangweilten und etwas blasierten Neuköllner Hipstern nebst ihrem Elternbesuch besteht. Hier ist das Publikum dann doch etwas mehr Prenzlauer Berg mit einem Einsprengsel Kreuzberg und eben jenen Eltern, die ab und zu nach Berlin zu Besuch kommen, hier aber zu Hause sind.

Unser Tisch hatte zwar den Vorteil, dass er viel Stellfläche für unser Essen bot, die wir auch brauchten. Zum Belauschen anderer Tischgespräche eignete er sich aufgrund der Lage aber nicht. Selbst wir saßen so weit auseinander in unseren gemütlichen Sesseln, dass wir ab und an auf die Konversation via WhatsApp auswichen („Schau mal: Klemmbretter!!“).

Wir verließen dieses gemütliche Café satt und rundum zufrieden und werden sicherlich wieder kommen. Falls ihr also mal in Braunschweig einen Ort zum Frühstücken sucht, können wir das Fräulein Wunder wärmstens empfehlen.

Maison Han, Pannierstraße

Als ich heute (für einen Sonntagmorgen viel zu früh) gegen 8 Uhr aufwachte, war Miss Marple schon wach und las einen „Krimi“. Da dieser Sie so fesselte, widmete ich mich der Suche nach einer geeigneten Frühstücks-Location. Ich stieß auf einen Bericht über einen Neuzugang in der Neuköllner Szene: Vietnamesisches Frühstück im Maison Han. Die weitere Internetrecherche brachte zu Tage, dass sich dieses kürzlich eröffnete Café bereits durch „funky freshe Instagram-Posts von der Eröffnungsparty“ einen Namen machte. Dass man sich bei besagter Eröffnungsparty das Logo tätowieren lassen konnte schreckte mich etwas ab, die Essensbilder glichen das aber wieder aus. Ich bekam Hunger.

Mit der Aussicht auf Frühstück konnte sich dann auch Miss Marple von ihrem Buch losreißen und wir machten uns auf den Weg in die Pannierstraße. Für unsere Verhältnisse waren wir also zu extrem früher Stunde (gegen halb 11) im Maison Han. Außer uns waren erst zwei andere Gäste dort, aber um diese Zeit schläft man in Neukölln sonntags ja eigentlich auch noch.

maisonhan_aussen

Das Maison Han ist von der Einrichtung ein typisches Hipster-Café. (Sorry, aber ohne das Wort „Hipster“ kommt keiner unserer Berichte aus). Spärliche Einrichtung, Fake-Glühbirnen an Kabeln als Beleuchtung, bunt gemischte Tische und Stühle. Zusätzlich gibt es im Nebenraum noch eine eigene Kaffee-Rösterei, in welcher die eigens importierten vietnamesischen Kaffeebohnen wohl selbst geröstet werden.

Wir begannen als damit, die vietnamesischen Kaffee-Spezialitäten zu testen. Miss Marple wählte einen Han X Marou Ca Phe, welcher einen leicht schokoladigen Geschmack haben sollte, und der im Metallfilter und mit karamelisierter Kondensmilch serviert wurde. Während Miss Marple noch am Filtern war, widmete ich mich schon meinem Vietnamese Capuccino, ebenfalls mit karamelisierter Kondensmilch zubereitet und mit Erdnüssen verfeinert. Sehr lecker!

Die Frühstücks-Speisekarte bietet ebenfalls eine reichliche Auswahl. Miss Marple entschied sich für eine der unter „Eggs in a Pan“ angebotenen Frühstücksvariationen, das „Classic from Vietnam“. Dieses bestand aus zwei Spiegeleiern, die mit allerlei Zubehör in einer Pfanne serviert wurden. Sie ergänzte dies noch durch Lap Xuong (Feigen-Salami). Ich schwankte zwischen dem „Big Bear Breakfast“ und gegrillten Schweinefleisch mit Reisnudeln. Als ich dann aber überraschend bestellen musste, wählte ich in Panik eines der angebotenen Banh Mi Sandwich (mit gegrillten Schweinefleisch) und ergänzte dieses noch um ein Spiegelei. Diese Wahl habe ich auch nicht bereuen müssen. Das Sandwich war ein großes und reichlich belegtes Baguette, das meinen Frühstücks-Hunger stillen konnte. Und auch noch sehr lecker schmeckte!

Während wir unser Frühstück aßen und dann die zweite Runde vietnamesische Kaffee-Spezialitäten genossen, füllte sich das Café zunehmend. Wie immer konnten wir dann auch wieder spannende Gespräche an den Nebentischen aufschnappen. Zum Beispiel einen Bericht der gestrigen Party-Nacht: „Wir waren dann in diesem Club in Kreuzberg, da muss man klingeln, damit jemand aufmacht. War voll cool. Wir sind aber nicht reingekommen.“ Was man halt so macht.

Zum Schluss gönnten wir uns jeder noch einen Vanille Mango-Yoghurt (natürlich mit Leinsamen und vietnamesischen Chia), der auch alle Erwartungen erfüllte. Bei betrachten der Speisen (Sommerrollen und vietnamesische Suppen) an den anderen Tischen bekam ich erneut Hunger. Wir werden daher sicher noch einmal wiederkommen!

 

Markthalle Neun, Kreuzberg

Ausnahmsweise waren der Professor und ich heute mal auswärts frühstücken sozusagen. In Kreuzberg. Ich weiß, ich weiß. Ich höre euch schon kollektiv nach Luft schnappen. In Kreuzberg, ihr Muschis! (Wer das nicht versteht, ist kein Berliner.)

Es gibt natürlich einen triftigen Grund warum wir die Grenzen Neuköllns verlassen haben. Den Breakfast Market in der Markthalle Neun. Ein.Markt.Nur.Für.Frühstück. Natürlich mussten wir dahin!

Und gelohnt hat es sich auch. Eine kunterbunte Auswahl von japanischen Tapioka Omelettes über mexikanische Frühstückstacos bis hin zum Ur-Berliner Frühstück. Und wer’s mag (der Professor) kann auch ein Pulled-Pork-Sandwich zum Frühstück essen. Ich war da schon etwas traditioneller und habe mit einem Mettbrötchen angefangen. Während ich dann für ein Southern Buttermilk Biscuit mit Apple Butter angestanden habe, gönnte sich der Professor dann ein Mango-Lassi-Eis, so als kleinen Snack zwischendurch. Dann entdeckte ich noch eine Stand mit neusseländischen Pies, was natürlich zum Verzehr eines Egg and Bacon Pies führte. Satt und glücklich labten wir uns noch an einem frisch gepressten Orangensaft und beobachteten das bunte Treiben.

Hier merkt man auch sogleich, dass wir nicht mehr in Neukölln waren. Zwischen die vielen Hipster aus USA, Spanien, Italien etc. mischten sich Touristen aus der deutschen Provinz und das typische Kreuzberger Mittvierziger Klientel, dass sich zum Frühstück dann auch gerne mal die Flasche Schampus gönnt. Wer also Lust hat, sich am Sonntagmorgen in das bunte Treiben eines Streetfood Markts zu stürzen und sich auch gerne mal ein bißchen länger in eine Schlange für sein Frühstück stellt, der ist hier gut aufgehoben. Es gibt eine große Auswahl auf kleinem Raum, reichlich exotische Dinge zum Ausprobieren und auch Frühstücksklassiker für die Mägen, die am vormittag noch keine Schärfe vertragen.

Der Unterhaltungsfaktor ist extrem hoch. Man kann die Leute hinter sich in der Schlange belauschen:

„… Und dann war da der Pay-Man. Du weißt schon, der Theater-Typ. Der stand da so …“ (Kleiner Humblebrag am Rande: Ich habe mal eine Veranstaltung mit Herrn Peymann organsiert. Er war sehr höflich und nett.)

Oder man kann Hipster bei dem verzweifelten Versuch beobachten, ihr Essen in der einen Hand zu balancieren und mit der anderen ein möglichst vorteilhaftes und unverkrampftes Bild davon mit dem Telefon oder der teuren Spiegelreflexkamera zu schießen. Großes Kino! Weshalb ich auch darauf verzichtet habe, das Essen, welches ich mir einverleibt habe, zu fotografieren. Heute gibt es nur allgemeine Impressionen vom Markt.

Ankerklause, Kottbusser Damm

Heute war unser Ziel mal nicht eines der Hipstercafés, die in den letzten zehn Jahren hier wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Zur Abwechslung waren wir heute mal in einer Neuköllner Institution, der Ankerklause.

Ich muss gestehen, dass ich, obwohl ich seit mehr als zehn Jahren in Neukölln wohne, noch nie zum Frühstück in der Ankerklause war. Nächtens schon, sogar mal zum Kaffee, aber noch nie zum Frühstück. Das musste sich natürlich ändern.

Das Frühstücksangebot ist wie das Interieur, ehrlich, geradeheraus, kein chichi, aber mit Patina. Ich entschied mich für den Klassiker, das gemischte Frühstück und der Professor für den Strammen Max. Dazu zwei Milchkaffees.

Da es nicht übermäßig voll war, wurden wir sehr schnell bedient und unser Frühstück ließ auch nicht lange auf sich warten. Es war genau das, was auf der Karte angekündigt wurde und auch reichlich. Ein großer Brotkorb, eine gute Auswahl an Käse, Schinken und Fenchelsalami, und Nutella, mit etwas Obst garniert und einer kleinen Salatgarnitur. Auch der Stramme Max war genauso, wie man ihn sich vorstellt.

Da der Professor von einem Strammen Max nicht gesättigt war, orderte er sich noch einen „Nachtisch“. Ein Frühstück namens Apfelberg, bestehend aus einem Berg geriebenen Apfels auf Müsli und Joghurt. Und hier fand sich dann auch tatsächlich ein kleines Zugeständnis an die Neu-Neuköllner Bevölkerung; ein Tütchen Chia-Samen.

Es ist aber irgendwie beruhigend, dass neben den ganzen Cafés im Hipsterstyle noch solche Neuköllner Klassiker existieren. Das wunderbare an der Ankerklause ist ja der Ausblick aufs Wasser und die Mischung aus Alt- und Neu-Neuköllnern die hier einkehrt.

Da waren dann das Vater-Tochter Gespann nebst Enkelkind im Kinderwagen. Wobei er so aussah, als ob er schon in den 80ern regelmäßig nach durchzechter Nacht hier gefrühstückt hat. Sie trug die übliche Uniform der Intellektuellen Hipster, inklusive 80er Nerd-Brille, deren Originalträgerin bei ihrem Vater vermutlich nie hätte landen können. Gefrühstückt haben die beiden übrigens nicht, sie kehrten zu einem sehr frühen Kaffee und Kuchen ein. Es gab allerdings nur ein Stück Kuchen, dass sich beide teilten, d.h. er aß einen Bissen und sie den Rest. Vermutlich machte sie gerade Diät um den Babyspeck loszuwerden.

Dann gab es das junge Hipsterpärchen, die eng beieinander saßen. Da hatte das Pärchensein definitv über den vernünftigen Platz zum Umgang mit den Essutensilien gesiegt. Sie ließ dann den Frischkäse zurück gehen, um stattdessen ein Schälchen Kapern zu bekommen. Als sie diese dann großzügig über der Avocadocreme auf ihrem Bagel streute, musste ich mich leider mit Schaudern abwenden.

Als nächstes kamen drei sehr neue Neuköllnerinnen vermutlich italienischer (oder spanischer) Herkunft hinein. Mit auf den neuesten Stand gezupften Augenbrauen und sehr großzügig ausgemalten Lippen. Gekleidet wie aus einer Magazinseite in hellen Pastelltönen, auf den tiefsten Winter an der Skipiste vorbereitet. Die Mütze musste aufbleiben, vermutlich wäre die Frisur sonst hin gewesen. Den dreien hat allerdings nicht gefallen, dass das Menü nicht auf englisch war (ja auch das gibt es noch in Neukölln) und dass bis 16 Uhr Rauchverbot herrscht.

Ein amüsanter Vormittag. Ankerklause: Man kommt für das bodenständige Frühstück und bleibt für die wunderbare Mischung aus Neuköllner Typen und solchen, die es werden wollen.

Ungeheuer, Emser Straße

Nach mehreren erfolglosen Anläufen (siehe hier und hier) haben wir es heute mal geschafft, zum Frühstück ins Ungeheuer einzukehren. Dafür hatten wir sogar reserviert. Etwas, das wir sonst nie machen, da der Professor und ich ungern am Sonntag zu einer bestimmten Zeit aufstehen. Dafür ist es viel zu gemütlich und wir beide nicht sehr entscheidungsfreudig. Heute hörte sich das so an:

Ich: „Gehen wir heute frühstücken?“
Der Professor: „Wenn du möchtest.“
Ich: „Ja, möchte ich. Wohin sollen wir denn gehen?“
Der Professor: „Ich weiß nicht, schlag mal was vor…“
Ich:  „Hmmm, was ist denn noch auf der Liste? Wo waren wir denn noch nicht?“

*Rumgekrame nach dem Smartphone*

Der Professor: „Nö, da waren wir schon. Das hat zugemacht. Ach nee, darauf habe ich keine Lust… Oh, wie wäre es mit dem Ungeheuer?“
Ich: „Das haben wir ja schon ein paarmal versucht. Da ist immer voll.“

*Kurzer Blick auf die Uhr, es ist kurz vor zehn.*

Ich: „Vielleicht sollten wir dann jetzt aufstehen. Dann kriegen wir vielleicht noch einen Tisch.“
Der Professor: „Hmmm.“

*Eine halbe Stunde später.*

Der Professor: „Hast du einen anderen Vorschlag?“
Ich: „Ich hab‘ eigentlich voll Bock auf das Ungeheuer.“
Der Professor: „Beim letzten Mal haben sie gesagt, wir könnten anrufen und versuchen, kurzfristig zu reservieren.“

*Schweigen*

Ich: „Also, rufst du da jetzt an?“
Der Professor: „Wieso du nicht?“
Ich: „Schau mal, hier ist ein lustiges Video auf youtube.“

*Nochmal 40 Minuten später*

Ich: „Okay, ich steh jetzt auf und rufe da an.“

Gesagt getan. Beim zweiten Versuch ist auch tatsächlich jemand rangegangen. Und hat nach kurzer Überlegung gesagt:

„Das kriegen wir schon hin. Seid einfach in 30 min. da.“

Wunderbar! Also haben wir uns in die Emser Straße aufgemacht, und trotz großem Andrangs und mehrerer Reservierungen (die vermutlich nicht so kurzfristig waren wie unsere) hat man für uns ein Plätzchen gefunden.

Was soll ich sagen: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die Auswahl an Frühstücken ist überschaubar, aber es ist für jeden etwas dabei. Das Essen selbst ist frisch, ausreichend, lecker und wunderschön angerichtet.

Obwohl es wie erwartet, sehr voll war und die Bedienungen alle Hände voll zu tun hatten, waren sie super freundlich und kamen sehr schnell, um die Bestellung aufzunehmen. Auch die Getränke waren sehr schnell da. Auf das Frühstück mussten wir etwas warten, aber das war ob des großen Andrangs mehr als verständlich und absolut im Rahmen. Der Professor aß ein klassisches Omelett, das mit Toast, Butter und einem kleinen Salätchen kam. Ich hatte mich für das große Ungeheuer Frühstück entschieden, bei dem es Käse, Schinken, Lachs, Aufstrich und Marmelade (beides hausgemacht) und vor allem einen ausreichenden Brotkorb. Ach, wie schön es ist, wenn man für jeden Belag auch eine Unterlage hat…

Und dann war da noch der Obstsalat mit Joghurt, den sich der Professor nach dem Omelette noch gönnte. So wunderschön und liebevoll angerichtet. Bei genauem Hinsehen sieht man sogar die (essbaren) Blüten. Er habe sogar geschmeckt, sagt der Professor. (Auch wenn er die hübschen Blüten verschmäht hat.)

Das Ungeheuer ist ja mittlerweile eine feste Instanz im Emserkiez. Es ist eigentlich immer gut besucht, was für Qualität des Angebots spricht, aber sicherlich auch damit zu tun hat, dass sich dort viele Leute wohl fühlen. Obwohl das Interieur erwartungsgemäß mit shabby chic, etwas abgerockt und etwas retro daher kommt, wirkt das nicht aufgesetzt. Das Konzept ist stimmig und auch wenn es viel zu sehen gibt, so ist es nicht überladen. Da hat sich jemand was bei der Gestaltung gedacht und das Café zwar nach dem gängigen Berliner Stil, aber mit eigener Note eingerichtet. Mit haben es insbesondere die Tapete an einer Wand des Hinterzimmers, die mich an William Morris Designs erinnert, und natürlich das Häschen gefallen.

Im Hinterzimmer war es auch etwas ruhiger, so dass wir unserem Lieblingszeitvertreib frönen konnten. Wir haben den Gesprächen am Nachbartisch gelauscht. War aber leider nicht so spektakulär. Da waren zunächst die drei Jungstudentinnen, die sich über ihr eher nicht so spannendes Leben und die Dinge, die man so eben erlebt, wenn man frisch von zu Hause weg ist, ausgetauscht haben. Nüscht besonderes, nur dass ich froh bin, nicht mehr Anfang Zwanzig zu sein und mich mit Kochen in der WG und mauligen Mitbewohnern auseinandersetzen zu müssen. Das lustigste an denen war, wie lange sie es ausgehalten haben, die (mehr oder weniger) subtilen Hinweise der Bedienung entweder noch was zu bestellen oder den Tisch frei zu machen, zu ignorieren. Echt Mädels, der Laden ist voll, entweder ihr bestellt noch was oder ihr lasst andere Leute ran. Draußen scheint die Sonne, da könnt ihr auch beim Spaziergang euch drüber aufregen, dass sich der Luca von euch gestört fühlt, obwohl er doch Kopfhörer beim Computerspielen auf hat.

Die drei Mädels wurden dann von drei Jungs ersetzt, die schon eine Lebensstufe weiter waren und Erwerbstätigkeiten nachgingen. Was genau, konnte nicht eruiert werden, aber einer hat mal seiner Chefin eine „Fucking Whatsapp“ geschickt, weil so geht das nicht, was die wollte… Oder so ähnlich. Es wurde auch nicht klar, ob er seinen Job noch hat. Der dritte im Bunde war wohl gerade von irgendeinem längeren Auslandsaufenthalt zurück. An irgendeinem Ort, wo die Lebenshaltungskosten nicht so hoch waren, jedenfalls wenn man, wie er, es so wie die Einheimischen machte, da kann man da ganz entspannt leben. Aber ’ne Massage, die hat man sich dann schon ab und zu gegönnt, weil es ja nicht so teuer war. Was auch immer. Wo auch immer. Die Geschichten, von denen, die auszogen, um irgendwo billig und entspannt wie die Einheimischen zu leben, die sie dann für gaaaanz wenig Geld massieren, bewirten etc., sind ja doch auch immer irgendwie gleich.

Im Ungeheuer kann man jedenfalls für angemessene Bezahlung richtig schön frühstücken. Da muss man gar nicht weit wegfahren.

Fatma & Frieda, Reuterstraße

Nachdem wir mal wieder keinen Tisch bei Hallmann & Klee bekamen*, zogen der Professor und ich weiter durch den Schnee zum M41er Bus, der uns dann zur Sonnenallee/Ecke Pannierstraße brachte. Von hier ist es nicht weit zum eher uncoolen Teil der Reuterstraße, wo ein kleines Juwel der Frühstückskultur wartet. Das Fatma & Frieda hat sich einen Platz in unserem Frühstücksherz erobert, so dass wir immer wieder gerne hinkommen. Ein #Lieblingsfrühstücksort. Insbesondere, wenn uns woanders ein Platz verwehrt blieb, oder wir Freunde zu einem Frühstück treffen wollen, von dem wir wissen, dass es gut ist.

Bei Fatma & Frieda kommen, wie der Name schon impliziert, zwei Esskulturen zusammen und harmonieren aufs Schönste. Der Professor und ich sind ja schon viel in der Welt herum gekommen und haben festgestellt, dass selten das Frühstück als Mahlzeit so ernst genommen wird wie in unserer Heimat. Das heißt aber nicht, dass das heimische Frühstückssortiment nicht von den Einflüssen anderer Frühstückskulturen profitieren kann. Bei Fatma & Frieda ergänzen sich das herkömmliche deutsche Frühstück mit Gerichten aus der Küche der Türkei und des mittleren Ostens auf wunderbare Weise. Ergänzt wird das Ganze auch durch internationale Frühstücksklassiker, die auch bei uns schon zum Standard geworden sind. Wie das kleine französische Frühstück und der French Toast.

Wir waren nun schon das dritte Mal hier und entschieden uns für das Frühstück Ali (Sucuk, Spiegelei und Süßkartoffelscheiben auf Brot) und Amelie (French Toast mit Ahornsirup und Obst). Dreimal dürft ihr raten wer sich für was entschieden hat. Zuvor hatte ich schon die Variante Frieda (Brotkorb, Käse, Wurst, Marmelade, selbstgemachter Aufstrich & Obstsalat) und der Professor James (wie der Name verrät handelt es sich hier um eine Version des Full English Breakfast) probiert. Als zusätzliches Schmankerl gönnten wir und neben dem üblichen Milchkaffee auch jeweils einen Joghurtshake, Banane-Zimt und Himbeer-Minze. Bonuspunkte für denjenigen, der auch hier die Auswahl richtig zuordnet.

Was soll ich sagen? Auch heute hat das Frühstück ordentlich überzeugt. Es schmeckte hervorragend, war frisch und reichlich und der French Toast konnte ob der großen Portion an frischem (und vor allem reifen) Obst auch als gesundes Frühstück durchgehen. Der Kaffee und die Shakes kamen prompt, und halfen mir die kurze Wartezeit auf mein Essen gut zu überstehen. Es war nämlich schon 13h und ich hatte HUNGER. (Ich liebe Berlin dafür, dass man hier zu jeder Tageszeit frühstücken kann. Anders als in gewissen anderen Städten, die zwar auch mit B beginnen, aber in Niedersachsen liegen).

Das Café selbst ist gemütlich und unaufgeregt. Obwohl auch hier die Hipster der Umgebung das Hauptpublikum ausmachen, hält sich der shabby chic in Grenzen. Stattdessen gibt es uniforme (ich weiß, fast schon ein Sakrileg) Stühle und Tische, es wirkt aufgeräumt und einladend. Die smaragdgrüne Wand und simple Thekengestaltung tun ihr Übriges zum sympathischen Auftritt.

Wie schon gesagt, das Hauptklientel sind ansässige Hipster, Erasmusstudenten und die ein oder anderen AirBnB Touristen. Gesprächsthemen reichen von „Ooooh Berlin is soooo great“ über die Tatsache, dass in der Stadt doch mehr deutsche Sprachkenntnisse vonnöten sind, als gedacht zu „Ich weiß auch nicht, warum er das gepostet hat. An einem Sonntag! Dabei hat er doch eigentlich ein ganz normales Leben…“. Leider konnte auch angestrengtes Ohrenspitzen nicht in Erfahrung bringen, worum es in dem Post am Sonntag denn nun ging 😦 .

Alles in allem können wir das Fatma & Frieda nur wärmstens empfehlen. Und wenn ihr Besuch von Onkel Fritz, der hartnäckig von Gastarbeitern redet, und Tante Erna, die meint, außer Döner gibt es in der türkischen Küche nichts, erwartet, ist dies der Ort, um sie eines besseren zu belehren.

* Wir bleiben dran. Es wird auf jeden Fall mal einen Post zum Hallmann & Klee geben. Allein schon wegen des Specks.

Prachtsaal, Jonasstrasse

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Wie so oft verschlug uns der Zufall kurz vor Weihnachten in den Prachtsaal in der Jonasstrasse. Ursprünglich war unser Ziel (wie schon zuvor) das Ungeheuer, aber dort fand gerade ein Adventsbrunch statt und die gut 35 Euro pro Person waren uns so spontan etwas zu viel. Eine kurze Recherche über Ausweichmöglichkeiten in der Umgebung führte uns zum Prachtsaal.

Ein Schild an der Tür wies darauf hin, dass dies der letzte Öffnungstag vor den Weihnachtsferien war. Glück gehabt. Es war auch noch einiges frei, was ja für Spontanfrühstücker wie uns öfter ein Problem ist.

Drinnen empfing uns das uns mittlerweile wohlbekannte Neuköllner Ambiente. Etwas retro, etwas shabby, renoviert unrenoviert und mit dem typischen individuell wie überall chic. Der Name Prachtsaal ist da vermutlich auch ironisch gemeint. Eine typische Hipster-Location also.

Wie gesagt, es war angenehm ruhig, da nur ein paar der Tische besetzt waren. Wir bekamen auch sehr schnell die Karte gebracht und entschieden uns recht zügig. Allerdings war die Bedienung in der Zwischenzeit verschwunden und es dauerte ein wenig, bis sie wieder kam, um unsere Bestellung aufzunehmen. Unsere Kaffeegetränke kamen dann zwar auch prompt, das bestellte Frühstück ließ aber wieder auf etwas sich warten. Schließlich wurde meine Wahl des kleinen gemischten Frühstücks gebracht, wobei ich darüber aufgeklärt wurde, dass leider die Marmelade aus war. (Man erinnere sich, dass dies der letzte Öffnungstag vor den Weihnachtsferien war).

Den Professor traf es jedoch schlimmer, er hatte sich für das Bauernfrühstück mit dem Kartoffeln als Hauptbestandteil entschieden. Nun waren diese leider auch aus. Warum das erst auffiel, als mein Frühstück bereits serviert wurde, ist ein Rätsel, dass sich uns nicht abschließend erschloss. Es waren auch für Miss Marple zu wenig Indizien. Vielleicht waren zunächst die Kartoffeln noch nicht aus, aber der Koch hat sie verbrannt, weil er mit der Bedienung rumgeknutscht hat. Was auch ihre immer wieder lang andauernde Abwesenheit erklären würde.

Wie dem auch sei, der Professor entschied sich dann für die Spiegeleier, die es auch noch gab. Sie kamen dann auch etwas später, allerdings nicht mehr ganz so warm. Möglicherweise war der Koch wieder dem Charme der Bedienung erlegen, hatte aber in weiser Voraussicht die Eier rechtzeitig vom Herd genommen. (Hmmm, the plot thickens…)

Insgesamt war das Frühstück aber ordentlich und das Preis-Leistung-Verhältnis gut. Vom Unterhaltungswert her war es allerdings sehr ruhig. Neben der größtenteils abwesenden Bedienung war es ziemlich leer. Der Tisch neben uns wurde gegen Ende unseres Frühstücks von drei typischen Vertretern der Neuköllner Frühstücksszene besetzt. Es versammelten sich dort Hipsterknoten, 80er-Jahre Brille, 90er Pullover und langweilige Gespräche über Shopping und das Leben als solches. Also nicht weiter erwähnenswert.

Vielleicht sollten wir dort mal nachmittags Kaffee trinken gehen, schließlich versprach ein Schild neben der Tür, dass hier selbst gebacken wird. Und in der Nicht-Vorweihnachtszeit sind auch wieder mehr Menschen im Kiez unterwegs, die auch mehr Unterhaltungswert versprechen.

A Farewell to the Melbourne Canteen

Eher zufällig sind wir dieses Mal zum Frühstück in der Melbourn Canteen gelandet. Eigentlich war unser Ziel das Fatma & Frieda in der Reuterstrasse. Da war es jedoch voll und vis-à-vis im Roamers sah es auch nicht besser aus. Also entschieden wir uns, ein paar Schritte weiter zu machen und in der Melbourne Canteen einzukehren. Da waren wir nämlich schon ein paar Mal und es hatte uns bisher ausgesprochen gut gefallen.

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Als wir nun vor der Tür standen mussten wir mit Überraschung lesen, dass diese wirklich hervorragende Frühstückslokalität am Dienstag für immer seine Tore schließen würde. Ein Grund mehr, dort noch einmal zu frühstücken. Schließlich kann man beinahe sagen, dass dort das Projekt Breakfast in Neukölln seinen Anfang nahm. Hier ist nämlich der sagenumwobene Ort, an dem der Professor und ich uns das erste Mal den gemeinsamen Freuden eines Neuköllner Frühstücks hingaben.

Alle nostalgischen Gefühle beiseite, es war bereits halb zwölf und wir hatten beide Hunger. Glücklicherweise war ein Tisch gerade frei geworden, denn auch hier war es (wie jeden Sonntag) gut besucht. Da uns die Karte bereist hinreichend bekannt war, genügte auch nur ein kurzer Blick darauf, um uns zu entscheiden. Hier gibt es nämlich hervorragende Eierspeisen. Der Professor stillte seinen Hunger mit drei Spiegeleiern auf Sauerteigbrot und Bratkartoffeln dazu und ich lechzte nach Eggs Benedict mit Räucherlachs. Dazu wie immer eine Latte für mich und einen Flat White für den Professor.

Obwohl jeder Tisch besetzt war, kamen unsere Getränke sehr flott und auch das Frühstück war schnell serviert. Was uns sehr entgegenkam, denn wir waren ja sehr hungrig (der Entscheidungsprozess am Morgen zieht sich ja immer ein wenig). Beide Eierspeisen waren, wie auch die Male zuvor, exzellent zubereitet und schmeckten großartig. Die Sauce Hollandaise hatte eine leicht säuerliche Zitronennote die hervorragend zum cremig pochiertem Ei und dem Lachs passte. Auch der Professor sah mit seiner Wahl sehr glücklich aus. Als ich sowohl die beiden Eier auf ihren Toasties und den dazugehören Beilagensalat vertilgt hatte, war ich aber noch nicht ganz glücklich. Etwas fehlte noch. (Ich erwähnte bereits wie hungrig ich war, oder?) Also bestellte ich bei der sehr netten Bedienung (Besitzerin?) noch einen frischen Obstsalat mit griechischem Joghurt, Honig und Walnüssen. Der war so lecker, dass ich glatt vergessen hatte, ein Bild zu machen.

Auch das Publikum enttäuschte hier nicht. Zunächst okkupierte eine weibliche Geburtstagsbruchrunde den Nachbartisch. Hier konnte ich nach einer Weile messerscharf schlussfolgern, dass es sich um angehende Juristinnen von der FU handelte (für Jura-Studentinnen der HU waren sie falsch gekleidet, außerdem waren anscheinen alle mit dem Auto da.) Die Gespräche waren dementsprechend eher öde.

An unseren Tisch (wir saßen zu zweit an einem Vierer-Tisch, da keine Zweiertische mehr frei waren) gesellte sich alsbald eine Mann-Frau-Kombi, die französisch sprach und anscheinend kein Pärchen war. Es schien sich auch nicht um aufkeimende Liebe oder ein Blind-Date zu handeln, da unter anderem über die zweijährige Tochter des Mannes und seine Partnerin gesprochen wurde. Da das Gespräch sich ansonsten um verschiedene Locations in Neukölln drehte, vermute ich, dass er hierher ziehen will und sie, als Freundin einer Freundin einer Freundin, ihm ein wenig die Gegend zeigt.

Die Juristinnenrunde löste sich alsbald auf und wurde von einer Truppe englischsprachiger Hipster ersetzt, die sich gegenseitig ihre erbeuteten Schätze vom Flohmarkt zeigten. Wieder einmal bewies sich: Was des einen Müll ist des anderen Schatz.

Abschließend kann ich sagen, dass es uns wirklich leid tut, dass das Melbourne Canteen schließt. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und immer sehr lecker gefrühstückt. Ein wenig wehmütig wird mir schon, dass es den Laden, in dem der Professor und ich unser erstes Frühstücksdate hatten, nicht mehr geben wird.

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Wer also noch schnell dort hin will, bevor sich die Pforten für immer schließen, muss dies bis Dienstag (8.3.2016) tun. Da ist übrigens auch ein letztes Mal Quiz-Night.

Tl;dr: The Melbourne Canteen, the first café where the professor and I had breakfast together, is closing on Tuesday. Which is a shame because the food, service and atmosphere were always lovely.

 

 

 

Coco Liebe, Richardstraße

In unserem Blog geht es ja um zwei Dinge: Frühstück in Neukölln und die Dinge, die man dabei erleben kann. Dieses Mal liegt der Fokus mal auf Zweiterem. Während das heutige Frühstück ganz in Ordnung – aber ein ausbaufähig – war, war der Erlebnisfaktor hier sehr hoch.

Aber der Reihe nach: Der Auswahlprozess der aktuellen Gastronomie lief nach bewährtem Schema ab und zog sich über einige Stunden. Wobei wir zunächst das Café Rix favorisierten, uns aber letztlich dagegen entschieden, da unser Hunger dieses Mal nicht auf Brunch-Niveau war. Also wird das Café Rix noch etwas auf eine Besprechung warten müssen.

Wir entschieden uns schließlich für das Coco Liebe, dessen entscheidender Pluspunkt war, dass wir nur über die Straße gehen mussten, um unser Verlangen nach authentischem Neuköllner Frühstück zu befriedigen. Hinzu kommt, dass wir aufgrund der akuten Nähe dort schon zu Abend gespeist hatten, und daher wussten, worauf wir uns einlassen. (Der Professor sagt, ich soll hier erwähnen, dass die Pizza dort keine Pizza ist, sondern so eine Art Flatbread mit verschiedenen Toppings. Lecker, aber eben keine Pizza). Wir waren auch spät genug dran (die Mittagsstunde war schon verstrichen), dass dort auch trotz der sehr erratischen Öffnungszeiten mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits geöffnet sein sollte.

Das Coco Liebe ist so eine von diesen Neuköllner Locations, die statt komplett durchgestylt zu sein, mehr auf den Charme von Selbstgemachtem im Stile kooperativer Soziologie-Studenten-WGs setzen. Muss man mögen, ist aber auch nicht ungemütlich. Ist halt mehr Basic-Hipster mit der Betonung auf Do-it-yourself anstelle von Manufaktur. Ehrlich eben.

Die Küche läuft unter kreativ orientalisch mit libanesischer Prägung. Die Karte ist überschaubar, es gibt vier verschiedene Frühstücke zur Auswahl. Vegetarier können sich darüber freuen, dass 50 % des Angebots auf sie zugeschnitten ist. Das Angebot klingt durchaus lecker, und man bekommt gleichzeitig das beruhigende Gefühl sich hier ökologisch, gesundheitlich und insgesamt irgendwie gut zu ernähren. Die Assoziation zur Soziologen-WG kommt eben nicht von ungefähr. (Ich kriege ja bei Sachen wir dem SuperFoodShot im frisch gepressten Saft perfiderweise immer das dringende Bedürfnis die ganze Schachtel MonChérie aufzuessen, um die körperlichen Auswirkungen von so hypergesundem Zeug auszugleichen. Mein Körper ist ein sehr feingestimmtes Instrument, der hält soviel Gesundheit nicht aus.)

Überschaubare Menüs erleichtern in der Regel die Entscheidungsfindung, so fiel die Wahl recht schnell auf das große Frühstück mit Omelett, Avocadobrot, Fleischbällchen und Salat für mich und das orientalische Frühstück mit Hummus, Labne, Fleischbällchen und Salat für den Professor. Dazu einen frischgepressten Saft und Latte Macchiato für mich und einen Milchkaffee für den Professor. Die Getränke kamen auch recht zügig. Etwas unorthodox war die Wahl des Gefäßes für das Kaffeegetränk. (Tip: Es ist genau andersherum als vermutet).

Das große Frühstück kam dann auch einigermaßen schnell an den Tisch, wobei es sich allerdings um das große vegetarische Frühstück handelte, statt der erwarteten Fleischbällchen also mit Weichkäse auf Brot. Auch lecker, aber ich erwähnte ja bereits mein Problem mit nicht erfüllten Erwartungen (siehe das große Pancake-Desaster). Abgerechnet wurde am Schluss übrigens das normale große Frühstück.

Das orientalische Frühstück ließ dann aber eine ganz Weile auf sich warten, obwohl der Laden ziemlich leer war und es eigentlich auch keinen großen Zubereitungsaufwand darstellen konnte. Das ist ja so eins der Dinge, die ich immer etwas ärgerlich finde, wenn man gleichzeitig etwas bestellt und dann einer viel länger auf sein Essen warten muss. Insbesondere wenn nicht viel los ist.

Und das ist auch genau das, was für mich der größte Makel des Coco Liebe ist. Die Jungs (es waren zwischenzeitlich vier Leute in Küche und Gastraum unterwegs) kriegen ihren Scheiß nicht auf die Reihe. Da hilft auch fancy Elektronik, wie das iPad für die Bestellung, nicht. Außer unserem waren nur zwei weitere Tische besetzt, da müsste es möglich sein, die Bestellungen korrekt aufzunehmen und zeitgleich umzusetzen. Dabei ist das Problem anscheinend nicht der Stress, sondern mehr so eine „Komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen“-Attitüde (siehe Soziologen-WG). Vielleicht bin ich da ja nicht tiefenentspannt genug (möglicherweise helfen dabei SuperFoodShots).

Das Essen an sich war gut, nicht grandios aber solide und ehrlich. Passend zum Dekor. Insbesondere das frische Mischbrot auf mit Avocado und Käse war toll, es ist ja gar nicht so  einfach in Berlin gutes Mischbrot mit toller Kruste zu kriegen. Die Fleischbällchen waren auch sehr lecker, der Professor hatte Mitleid mit meinem sehnsuchtsvollen Blick auf seinen Teller und hat mir eins abgegeben. Auch der Salat war sehr gut.

Grandios aber war das Publikum. Beginnend mit den beiden Hipster-Mädels am Nachbartisch.

„Ich überlege mit Malte* zusammen zu ziehen, aber so WG-mäßig.“

„Echt? Ich würde mit keinem meiner Freunde zusammenziehen.“

„Ja, ist schwer. Aber ich gehe so gerne unter der Woche mit ihm ins Bett.“

*Namen von der Redaktion geändert

Kann man sich nicht ausdenken sowas. Muss man in Neuköllner Cafés gehört haben.

Als wir schon dachten, besser kann es eigentlich nicht werden, geht die Tür auf und es kommt eine Gruppe herein, die wie Potpourri aus sämtlichen Berliner Bezirken wirkte. Wilmersdorf trifft auf Prenzlberg trifft auf Zehlendorf. Wow, das konnte ja nur spannend werden. Was machen diese Leute gemeinsam in einem Hipster-Laden in Neukölln? Ich besann mich auf meine deduktiven Fähigkeiten und erspähte sogleich die Anführerin dieser MultiKulti-Truppe. An ihrem Hals baumelte ein Namensschildchen mit einem Indiz, was das bunt-beige Trüppchen im Schilde führte: Eat the World stand dort in kleinen Lettern über dem Namen. Das musste natürlich sofort gegoogelt werden (ein Hoch auf das iPhone).

Das Mysterium begann sich zu lüften, es handelte sich um eine kulinarische Stadtführung. Sachen gibt’s und das auch gleich deutschlandweit. Für 33 Euro kann man die zu Besuch verweilende Sippschaft an eine Aufsichtsperson abgegeben, die sie dann durch die angesagten Fressschuppen des Kiezes führt. Dann haben die auch gleich was zu erzählen in Hintergroßtupfingen im beschaulichen Ländle oder von welchem Dorf sie auch immer kommen.  Und kochen muss man denen dann auch nix mehr, die essen ja den ganzen Tag. Und sind dann auch noch müde vom ganzen Laufen. Genial. Warum habe ich nie so Geschäftsideen?

Fazit ist, das Frühstück war vom kulinarischem Standpunkt ganz okay, der Service lässt etwas zu wünschen übrig, aber das Entertainment war dieses Mal ganz großartig. In dieser Hinsicht ein Volltreffer.

Und frühstücksmäßig war dieses Wochenende auch so ein Gewinn, da wir schon am Samstag privat von Lady L. mit einem Pinterest/Instagram-würdigen Brunch beglückt wurden (allerdings im Prenzlberg, das liegt ja außerhalb unser Kiez-Kompetenz):

 

Tl;dr: Hipster cafès come in different shades, some more basic and less chic than others. While the food was good, the service could have been more organized. The general vibe of a sociology student co-op is pervasive. But the highlight was a culinary sightseeing tour coming through, like a pubcrawl. With food. And you can sign-up your visiting parents.

Café Valentin, Sanderstraße

Da dieser Blog ja ein Gemeinschaftsprojekt ist, bin ich jetzt mal wieder an der Reihe, einen Beitrag zu liefern, nachdem ich die letzten Wochen „nur“ mitgefrühstückt habe.

Vorgeschichte

Ich war neulich Woche für ein paar Tage dienstlich in Schweden. Dabei habe ich gelernt, dass man in Schweden in Hipster-Jahren sogar Berlin um einiges voraus ist. In schwedischen Dörfern brauen die Einwohner ihrer eigene Hipster-Cola, es gibt an jeder Ecke Süßkartoffel-Pommes und der Pulled-Pork-Hype (der in Berlin gerade auf seinem Höhepunkt zu sein scheint) ist in Schweden schon wieder vorbei (und Pulled Cod ist auch wieder verschwunden).

Aber zurück zum eigentlichen Thema dieses Blogs: Ich in meinem schwedischen Hotel habe ich ein großartiges Frühstücksbuffets genießen dürfen. Normalerweise ist Hotel-Frühstück ja mehr so mittelgut, aber im Priceless Hotel in Linköping bekommt man alles, was das Herz begehrt: Von den Frühstücks-Standards Rührei mit Speck, hart- und weichgekochten Eier, Obstsalat und verschiedenen Brot- und Brötchensorten bis zu schwedischen Spezialitäten wie Köttbullar, Blaubeer-Smoothies, einer reichhaltige Selektion von mindestens zehn Sorten Knäckebrot, Gebäckvariationen mit Blaubeeren. Für mich als Technik-Nerd war das Highlight ein von einem iPad gesteuerter Saftspender mit Orangen-, Multivitamin und natürlich Blaubeersaft(!). Leider habe ich keine Fotos gemacht, aber dies ist ja auch kein Blog zu Hotel-Frühstücksbuffets.

Zurück zum folgenden Sonntagmorgen in Neukölln:

Miss Marple: Ich habe Hunger. Lass uns frühstücken gehen.
Ich: Gerne! Wo sollen wir denn hin?
Miss Marple: Du hast doch jetzt eine Liste.
Ich: Habe ich schon von Frühstücksbuffet in Schweden erzählt?
Miss Marple: Ja, hast du.
Ich: Ich hätte Lust auf schwedisches Frühstück.
Miss Marple: Wir sind jetzt aber in Neukölln und nicht in Schweden.
Ich: Gibt es denn in Neukölln kein schwedisches Frühstück?
Miss Marple: Keine Ahnung.
Ich [google nebenbei auf dem Smartphone „Schwedisches Frühstück Neukölln“]: Ja! Im Café Valentin kann man schwedisch frühstücken! In Neukölln gibt es ja wirklich alles.

Damit war die Entscheidung gefasst. Wir machten uns auf den Weg zur Grenze zwischen Neukölln und Kreuzberg.

Schwedisches Hipster-Ambiente in Neukölln

Das Café Valentin ist ein sehr kleines, aber auch sehr gemütliches Café. Es gibt dort nur 4-5 Tische, davon zwei mit gemütlichen Sofas. Wir hatten Glück und ein kleiner Tisch für zwei war noch frei. Die restlichen Plätze war von einem lustig zusammengestellten Neuköllner Publikum belegt: Zwei Frauen mit französischer Bulldogge [1], ein schwules Pärchen mit Hipster-Bärten und ein amerikanisches Rentner-Pärchen. Ob die beiden Bedienungen echte Schwedinnen waren kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht beurteilen, die Pippi-Langstrumpf-Zöpfe erweckten aber zumindest den Eindruck, dass es hier authentisch zugeht.

Die Einrichtung zeigte den erwarteten skandinavischen Touch: Holzhaus-Look an den Wänden und ein Fake-Kamin, kombiniert mit den üblichen 80er-Jahre Möbeln und weiteren Einrichtungsgegenständen. Wobei hier auf die sonst in Neukölln üblichen Weckgläser verzichtet wurde.

Schwedische Frühstücksgetränke

Da wir wirklich viel gefrühstückt haben, muss ich hier systematisch vorgehen. Zunächst die Getränke. Miss Marple startete mit einem klassischen Milchkaffee, während ich mich für den Blaubeer-Smoothie entschied. Dieser was wirklich großartig und konnte mit den Smoothie in Schweden ohne Probleme mithalten.

In der zweiten Getränkerunde entschied ich mich für einen Flat White [2]. Miss Marple probierte einen Blåbärsoppa (siehe Bild). Dabei handelt es sich um mit heißem Wasser aufgegossenen Blaubeersirup, der wohl ähnlich großartig war wie mein Smoothie. Dies fiel auch den amerikanischen Hipster-Rentnern am Nebentisch auf, die uns in ein Gespräch verwickelten um herauszufinden, wie sie ebenfalls an dieses Getränk gelangen können.

An dieser Stelle etwas Kritik: Obwohl das Café Valentin wir gesagt sehr klein ist ließen die Getränke (und auch das Essen) zum Teil etwas lange auf sich warten. Dies schien aber ein kurzfristiger Engpass zu sein, da eine der netten Bedienungen noch eingearbeitet wurde. Das Warten hat sich aber gelohnt – alles war dann auch mit viel Liebe zubereitet.

Gröt, Knäckebröd und Zimtschnecken

Jetzt zum Essen (Spoiler: Es war großartig!): Wir entschieden uns erstmal für eine Spezialität des Hauses: Gröt. Das ist die schwedische Variante von Porridge, also warme Haferflocken-Zubereitung in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Miss Marple wählte die Variante „Blau“ mit Blaubeeren, Mandeln und Kardamom. Ich entschied mit für „Grün“ mit Apfel, Haselnüssen und Zimt. Beide waren wirklich gut und sehr sättigend.

Trotzdem haben wir auch auf den zweite Spezialität des Hauses nicht verzichten wollen. Wir wählten noch gemeinsam die Knäckebrödplatte mit diversen Beilagen. Das Knäckebrot mit Sonnenblumenkernen, Chia, Sesam und Mohn wird im Café Valentin hausgemacht. Auch dieses war exzellent (auch wenn es nur diese eine Sorte gab und die Auswahl daher nicht mit der Vielfalt im schwedischen Hotel mithalten konnte).

Zum Abschluss musste ich dann noch eine der Zimtschnecken probieren, die mich schon die ganze Zeit von der Theke aus ansahen. Miss Marple ging es ähnlich und gönnte sich noch ein Stück des hausgemachten Kuchens (irgendwas mit Kiwi). Beides war sehr lecker, im Falles des Kuchen wurde sogar das obligatorische Foto für diesen Blog vergessen.

Insgesamt können wir das Café Valentin guten Gewissens weiterempfehlen. In Neukölln muss man also nicht einmal auf schwedisches Frühstück verzichten!

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Tl;dr: Neukölln’s breakfast scene offers everything you might desire, even Swedish breakfast. At Café Valentin, you will get excellent Blåbärsoppa, Gröt, and home-made Knäckebröd in a cozy and friendly atmosphere.

[1] Für die Rätselfreunde: In einem der Fotos ist besagte französische Bulldogge versteckt.

[2] Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich Flat White schon vor fast 15 Jahren in Neuseeland für mich entdeckt habe. Daher freut es mich, dass dieser jetzt endlich auch in Berlin angekommen ist.